Was für ein unterhaltsamer und zugleich informativer Abend, im Wagrierweg in Niendorf – mit einem hinreißenden deutsch-französisch-kanadischen Quartett: Les Benoits – und einem großartig aufgelegten Gernot Gricksch. Das lag wohl daran, dass er erst am Tag zuvor von einer mehrtägigen Vorort-Recherche vom Yukon zurückgekehrt war. Der Autor, Drehbuchschreiber, Kolumnist, Journalist gehört im umkämpften Haifischbecken der Film- und Fernsehbranche zu den Gefragten.
Angefangen hat alles mit Godzilla, über den er ein Buch verfasste, obwohl er nicht mehr als den Namen des Vieches kannte. Es folgten satirische Sachbücher, z.B. über Koitus und Kaiserschmarrn – und dann ein Bestseller nach dem anderen: “Die denkwürdige Geschichte der Kirschkernspuckerbande”, “Die Herren Hansen erobern die Welt” (1999; für die Drehbuchadaption seines eigenen Romans “Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe” (bester Liebesroman des Jahres 2006) erhielt er den Norddeutschen und den Bayerischen Filmpreis …
Kurzum: Dieser Mann hat einiges zu erzählen, natürlich auch über seine Arbeit an den “Bretonischen Geschichten”, die Krimireihe, um die sich das Gespräch zwischen Gernot Gricksch und Michael Friederici auch schwerpunktmäßig drehte. Interessant, dass er z.B. jeder Folge einem unterschiedlichen Genre zuordnen wollte, vom Melodram bis zum klassischen Thriller. Natürlich, so Gricksch, ist es einfacher, einen Roman zu schreiben, bei dem keine Rücksichten auf den finanziellen Rahmen einer Produktion, die Fernsehredaktion, den Regisseur genommen werden muss. Für ihn war nach drei Folgen Schluss, weil sich die Vorstellungen des Senders und des Autoren denn doch zu weit auseinanderbewegten. Und mit einer Vorstellung räumte er auch auf: “Für die Bildersprache sind natürlich Kamera und Regie verantwortlich. Da kann der Drehbuchautor lediglich anregen.” – Gernot Grickschs Lesung und das Gespräch mit ihm verliefen wunderbar launig, selbstironisch und geradezu fröhlich. Wie die Musik der Benoits. Kurzum: Der Abend vor vollbesetztem Haus in Niendorf gehört zu den Höhepunkten der Reihe “Kultur vor Ort”.
Eine Veranstaltung der BGFG. Weitere Informationen unter Tel. (040) 21 11 00-66.